Wie kann geholfen werden?
So manigfaltig die Ursachen sind, so unterschiedlich sind die Möglichkeiten diesen Frauen zu helfen. Der Weg aus der Krise richtet sich hauptsächlich nach der Stärke und Intensität, Verlauf und dem Zusammenspiel der unterschiedlichsten Hilfsangebote.
1. Professionelle Hilfe
Psychotherapien
Es besteht eine Auswahl an ca. 400 Therapieverfahren, jedoch werden zur Zeit von den Kassen die Kosten nur die Analytische Psychotherapie, die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und die Verhaltenstherapie übernommen. Eventuell ist es hilfreich bei der eigenen Krankenkasse bezüglich der Kostenübernahme und auch zur Frage eines geeigneten Therapeuten nachzufragen.
Psychopharmakotherapien
Zur Wiederherstellung der Balance zwischen Körper und Geist ist es oft unabdingbar, dass auch auf Medikamente zurückgegriffen werden muss. Es gibt Medikamente, die mit dem Stillen vereinbar sind. (s. auch www.embryotox.de, www.motherrisk.org).
Hier sind eigene zu nennen:
- Antidepressiva - sie machen nicht abhängig, im Gegensatz zu Schlaf- und
Beruhigungsmitteln.
- angstlösende Medikamente (Benzodiazepine)
- antimanische Medikamente
- antipsychotische Medikamente (Neuroleptika)
- Schlafmittel (Hypnotika)
Stationäre Behandlung
Bei einer schweren Depression, Suizidgedanken sowie bei Psychosen ist eine Aufnahme in eine Mutter-Kind-Einrichtung unumgänglich. Es sollte bei der Auswahl einer Einrichtung darauf geachtet werden, dass das Baby - notfalls auch später - mit aufgenommen werden kann.
Betreuungsangebote
Mütterpflegerin (www.muetterpflege.de)
Familienpflegerin
Doulas
Hormon-Therapie
Es sollte nach der Entbindung eine Überprüfung des Hormonstatuses und der Schilddrüsenwerte vorgenommen werden. Diesen Hormontest kann ein Endokrinologe genauer und umfangreicher ausführen. Auch die (Wieder)-Einnahme der "Pille" sollte mit Absprache des Frauenarztes geschehen. Diese kann eine Depression auslösen bzw. auch verstärken.
Alternativen sind zum Beispiel: naturidentisches Progesteron (Yamswurzel), Mönchspfeffer, Traubensilberkerze etc.
Naturheilkundliche Therapien
In Ergänzung zu anderen medikamentösen Behandlungen und/oder Psychotherapie unter Betreuung eines Allgemeinarztes oder Heilpraktikers:
Bach-Blüten-Therapie
Homöopathie
Phyto-Therapie
Vitamin-, Mineralien-, Spurenelementtherapie
Alternativ medizinische Therapien:
Akupunktur
Atemtherapie
Autogenes Training
Ayurveda
Cranio-Sacral-Therapie
Hypnotherapie
Entspannungstechniken
Kinesiologie
Musik-, Tanz-, Kunsttherapie
Osteopathie
Yoga
Reiki
2. Hilfe durch den Partner, die Familie
Zuwendung und Unterstützung sollte an erster Stelle stehen. Was das ohnehin schon angeschlagene Selbstwertgefühl und die schon vorhandenen Selbstzweifel weiter schürt, sind Appelle an die Vernuft der Frau. Sie solle sich doch nicht so anstellen, sie solle doch glücklich sein oder einfach abwarten, das werde schon wieder. All diese Appelle, vielleicht in einer gewissen eigenen Hilflosigkeit gegenüber der Situation ausgesprochen, verstärken das Leid nur noch mehr. Die Frau wird sich noch weniger öffnen können und die Krankheit verschlimmert sich.
Hilfreich sind stattdessen Lob, Anerkennung und Aufmunterungen. Die Frau braucht Ruhe, viel Schlaf und Erholung.
Wenn es möglich ist, sollte der Tag eine gewisse Struktur bekommen. Allerdings sollte der Tagesablauf nicht vollgepackt mit Terminen und Alltagsaufgaben sein. Kleinere Aufgaben, die erledigt werden können (aber auch verschoben werden könnten) sind eine Möglichkeit den Tag zu strukturieren. Auf weitgehende und tiefgreifende Veränderungen (z.B. Umzug, Renovierung, Jobwechsel, Trennungen, Hausbau) sollten verschoben werden.
Ein Verwöhnprogramm tut jeder Frau gut. Ob es ein warmes, entspannendes Bad ist, eine zärtliche Massage, erholsame Spaziergänge oder Kinobesuche etc. Die Frau sollte die Möglichkeit bekommen, das tun zu dürfen, was ihr auch schon in ähnlichen Situationen vor der Schwangerschaft und Geburt geholfen hat. Das was ihr gut tut, sollte erlaubt sein.
Die Hilfe durch Partner und Familie sollte aber auch auf viele Schultern verteilt werden. Untertsützung tut auch dem Partner gut.
Neben sportlichen Betätigungen (Schwimmen, walken, laufen, Rad fahren) ist aber auch eine gesunde und ausgewogene Ernährung ein Baustein zur Genesung. Diese sollte auf etliche Zwischenmahlzeiten verteilt werden.
Der Besuch einer Selbsthilfegruppe sollte angeregt werden. Wenn die Frau sich der Lage dazu fühlt, können Gruppengespräche mit ebenfalls Betroffenen auch das Gefühl nehmen, allein in dieser Situation zu sein. Denn es betrifft weit aus mehr Frauen, als man glauben möchte.
Andeutungen über einen Suizid (evtl. sogar mit dem Kind, um keinem weiter zur Last zu fallen) sollten unbedingt ernst genommen werden. Professionelle Hilfe ist in diesem Fall unumgänglich. Ansprechpartner können dann die psychiatrischen Notfallambulanzen der Krankenhäuser sein, aber auch die Telefonseelsorge, der Hausarzt, Psychotherapeut etc. sein. Diese Andeutungen dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Hier geht es um das Leben der Frau und des Kindes.
3. Selbsthilfe
Entlastende und offene Gespräche mit vertrauten und verständnisvollen Menschen können entlastend wirken. Es viele Frauen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, aber darüber schweigen. Erst wenn man mal das Thema angesprochen hat, kommt dies zum Vorschein. Udn schon ist man eben nicht mehr allein mit diesen Ängsten, Selbstzweifeln und der Wut darüber, dass es einem eben nicht gut geht.
Auf eine Diät sollte in dieser Zeit verzichtet werden. Die Figur ist nebensächlich. Wichtig ist die seelische Gesundheit und eine Diät kann diese nicht bewirken. Ausgewogene und gesunde Ernährung, Verzicht auf Alkohol und Drogen sowie auch körperliche Bewegung haben eine positive Wirkung auf den Hormonhaushalt und erleichtern eine Genesung.
Das Stillen sollte ohne Streß praktiziert werden. Setzt die man sich selbst unter Druck und wird unruhig, wenn es nicht richtig klappt, überträgt sich das aufs Kind. Dies wird auch unruhig und der Kreis schließt sich. Stillen braucht Zeit, Geduld und das Gefühl für sich selbst und das Kind. Mütter, die nicht stillen, sind keine Rabenmütter!
Das Abstillen sollte wenn möglich langsam, wegen der hormonellen Umstellung, geschehen.
Schluss mit Perfektionsismus! Habt keine zu hohen Erwartungen an euch. Klar suggeriert uns die Werbung und die Medien das perfekte Mutterbild, alles tip top, Kinder wohl erzogen, liebenden Ehemann und noch Zeit für Freundinnen und Theaterbesuche etc. Aber auch die nehmen dafür Hilfen in Anspruch. Keine schafft das allein.
Ein gewisser Abstand zum Baby tut auch gut. Kann man sich Freiräume schaffen, mal an was anderes denken, ist man danach wieder aufnahmefähiger und enthusiatischer beim Umgang mit dem Kind. Auch wenn Versagensängste und Schuldgefühle die Frau plagen, zeigt doch grad die Suche nach Entlastung und Ausgleich, dass die Frau verantwortungsbewußt handelt. Sie hat ihre eigene Situation erkannt und weiß, dass sie sich erst um das Kind kümmern kann, wenn sie auch mal eine "Pause" gemacht hat. In diesem Sinne sollten Erholungsphasen geschaffen werden, in den die Frau sich ausruhen kann und das Baby trotzdem gut versorgt weiß.
Bitte fordert euch Hilfen an und nehmt sie auch an. Es zeugt von falschem Stolz, wenn Hilfen nicht angenommen werden bzw. wenn geglaubt wird, alles allein zu schaffen und irgendwie die Zeit zu überstehen. Es gibt Menschen, die wollen und können euch helfen. Wartet nicht zu lang. Der Leidensweg wird nur verlängert und das ist es echt nicht wert. Viel Leid kann einer Frau erspart bleiben, wenn Hilfsmaßnahmen direkt ergriffen werden. Ihr seid es euch wert und dem Baby sowieso!
Eine weitere Möglichkeit zur Selbsthilfe ist der Besuch einer Selbsthilfegruppe bzw. der Kontakt zu einer Beraterin. Die Selbsthilfegruppen können das Selbstbewusstsein stärken, es findet ein Erfahrungsaustausch statt, man kann Kontakt zu ebenfalls Betroffenen knüpfen und außerdem dient es zur Informatiosnweitergabe von Hilfsangeboten.
Da jede Gruppe ihre eigenen Regeln hat, können die Zusammensetzung, die regelmäßigen Treffen, der Ablauf der Treffen etc. variieren.
Aber wenn man gestärkt aus einem Treffen heraus geht, hat es sich doch schon gelohnt.
Hier noch ein paar weiterführende Links mit nützlichen Informationen: